Wir stellen unseren Hallunken für 5 Tage im Hafen ab und gehen an Bord des Schiffes Skorpios III, um ins „Hielo Continental Sur“ zu fahren.
Diese 13000 Quadratkilometer große Inlandseisfläche umfasst 50 Gletscher und ist nur über das Wasser erreichbar. Die Landschaft erinnert stark an die norwegischen Fjorde.
Ein oder der Höhepunkt der Reise war die Fahrt mit einem Eisbrecher.
Ein bisschen Show mit Whisky und Eis aus der letzten Eiszeit vor 14000 Jahren gehörten natürlich auch dazu.
Nach 5 Tagen kulinarischen Höhepunkten, reichlichem Genuss von chilenischen Rotweinen und der gesamten Konversation in Englisch freuten wir uns dann aber auch wieder auf Pasta und Co im Camper.
“O” oder “W” ist hier die Frage. Man kann den gesamten Gebirgsstock in 8 bis 10 Tagen umwandern.
Von oben betrachtet sieht der Weg wie ein “O” aus. Die allermeisten Wanderfreunde wählen aber das “W”, eine 4 bis 5 Tage lange Wanderung. Schlafen kann man im Hotelzimmer, im Lager zusammen mit anderen Wanderfreunden, im mitgebrachten Zelt, im am jeweiligen Ort bereits aufgebauten Zelt oder im Komfortzelt mit Vollausstattung.
Buchen kann man das Ganze bei verschiedenen Touranbietern mit oder ohne Transfer und Wanderführer. Nur die Zeltplatzreservierung allein kostet pro Nacht ca. 60 US-Dollar, eine Flasche Bier 9 USD! Wir haben uns für den selbst erschaffenen “L”-Weg (ein Stück vom “W”) entschieden. Wir starteten mit dem ersten Katamaran 8:30 Uhr (für uns sehr zeitig) über den Lago Pehoe zum Paine Grande.
Von dort aus liefen wir 10 km zum “Mirador Frances”.
Der Ausblick von dort war wirklich überwältigend. In einer Richtung riesige Gletscher:
und in der anderen Richtung die sehr beeindruckenden, bis 2600 m hohen Granitfelsen der Torres, welche uns sehr an die Dolomiten erinnerten.
In 3 Tagen ist Sommeranfang. Für unsere Wanderung haben wir den heißesten Tag des Frühjahrs erwischt. Im Rucksack hatten wir auf Grund der Erfahrungen mit dem ständigen Wechsel zwischen heiß (die Sonne scheint) und kalt (es weht ein strenger patagonischer Wind) Jacken und Pullis verstaut. Während der Wanderung haben wir aber nur Kleidung abgelegt und nicht angezogen.
Der Ausblick nach 20 km auf und ab:
Den ersten “Eishügel” des südpatagonischen Eisfeldes haben wir auch entdeckt:
Wir haben unsere Reitfertigkeiten mit einem 3-stündigen Geländeausritt auf der “Estancia Pingo Salvaje” mindestens verzehnfacht.
Auf dem Fragebogen sollte man ankreuzen, über welche Vorkenntnisse man verfügt. Ganz links war ein Feld für “guter Reiter”, ganz rechts stand “basic”. Wir haben unser Kreuz weit rechts von “basic” gemacht.
Begleitet wurden wir von einem Gaucho (spanische Erklärungen), dessen Pferd unheimlich viele Mätzchen machte:
und von Alexandra mit Erklärungen in gut verständlichem Englisch:
Erstens Losreiten: “kick and kiss” mit den Haken an den Bauch des Pferdes klopfen und mit dem Mund Kussgeräusche machen.
Zweitens Anhalten: die Zügel anziehen
Drittens Steuern: die Zügel nach links oder rechts ziehen.
Nebenregeln: Wenn das Pferd pullern muss, aus dem Sattel aufstehen, um die Nieren zu entlasten. Will es Pferdeäpfel verstreuen, wird weitergeritten. Keinesfalls darf es während des Ausritts Gras fressen, sonst läuft es überhaupt nicht mehr weiter.
“Alles klar, ganz einfach!” Geritten wurde im Westernstil. Das bedeutet, dass beide Zügel in einer Hand gehalten werden. Die zweite Hand hatte man somit frei zum Beispiel für Selfies mit dem Handy usw. Von den heiklen Szenen wie Steilhang hinunter zum Fluss, durch den Fluss, durch dicken Schlamm und steil aufwärts reiten, gibt es solche Fotos nicht, ich hatte vergessen einen Film einzulegen.
PS: Eine Makrele -> “caballa” (siehe Überschrift) können wir, trotz “Lehrstunde” immer noch nicht reiten.
In Uruguay und Argentinien kann man SIM-Karten für Touristen mit 40 GB oder 60 GB Datenvolumen ganz problemlos und sehr preiswert kaufen. In Brasilien braucht man zwingend eine Sozialversicherungsnummer, welche man als Tourist natürlich nicht hat. In Chile kann man SIM-Karten am Kiosk oder im Supermarkt uneingeschränkt kaufen. Aber: Man muss sein Handy unter Vorlage verschiedener Dokumente innerhalb von 30 Tagen online, in spanischer Sprache registrieren…
Im Mobilfunkgeschäft von ENTEL in Puerto Natales ist alles digital. Man muss sich als erstes mittels QR-Code registrieren (in spanisch). Leider waren aber die SIM-Karten vergriffen. Toll!
In Argentinien haben wir schon einige Male unsere deutschen Propangasflaschen relativ problemlos neu befüllen lassen. Deshalb verschwendeten wir nicht wirklich viele Gedanken daran, wie das wohl in Chile funktionieren wird. Die Antwort ist einfach: gar nicht. Seit Neuestem ist das Befüllen von ausländischen Propangasflaschen in Chile verboten. Es hat einige Zeit gedauert, bis wir herausfanden, wo man chilenische 5 kg Flaschen kaufen kann. Dazu wurde uns ein “Regulator” empfohlen, welcher den Druck nicht auf 30 mbar reduziert sondern den vollen Druck weitergibt. Vielleicht braucht man so etwas, wenn man Schweißen will (?), im Wohnmobil jedenfalls nicht. Wir versuchten also erst einmal eine andere Lösung zu finden: 0,5 kg Propan in einer schicken blauen Flasche für umgerechnet 12 Euro, das war es jetzt auch nicht. Also fuhren wir nach der Siesta noch einmal quer durch die Stadt zu “GASCO” und kauften die Flasche mit dem Hochdruckanschluss. Der nächster Schritt war der Besuch einer “Ferreteria”. Baumärkte wie in Deutschland gibt es eher nicht. Aber viele kleine Läden, welche sich jeweils auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert haben. Der passende Niederdruckregulator lag griffbereit und ein paar Dichtungen nahmen wir gleich mit. Das Gewinde passte erstaunlicherweise ohne Probleme. Beim Montageversuch am Abend zeigte sich aber schnell, dass es so auch noch nicht geht. Die deutschen Gasübergänge haben konische Anschlüsse und das chilenische Gewinde ließ sich dadurch nur eine Umdrehung aufschrauben. Am nächsten Morgen fuhren wir zu “Gomplas”, dort sollte uns geholfen werden.
Zunächst erwischten wir aber die falsche Filiale, Innenausstattung, Gardinen und solcher Kram. Im richtigen Laden angekommen, mussten wir zunächst eine Nummer ziehen und warten. Niemand sprach Englisch, aber wir bekamen (mit Hilfe des Google-Übersetzers) Gashochdruckschlauch und Schraubklemmen und den wichtigen Hinweis, wir sollten zu einer Heizungsfirma “Gasfiteria” fahren, dort würden wir die richtigen Schraubanschlüsse und Schläuche bekommen.
Beim Einparken vorm Laden haben wir mit unserer Höhe fast noch ein paar Telefonkabel gekappt. Beim Ausparken hielt der Nachbar die Kabel mit einem Besen hoch. Gracias! Der Heizungsfachmann hat uns die Schläuche mit den entsprechenden Anschlussstücken fachgerecht montiert. Leider passen die chilenischen Gasflaschen nicht in unseren Gaskasten. Sie sind ca. 1cm zu hoch und so passt nur eine Flasche etwas schräg hinein. Vielleicht dann doch lieber umfüllen?
Nach problemloser Einreise nach Chile und bevor wir Feuerland gänzlich verlassen, machten wir einen Umweg der uns entlang der sogenannten Goldroute führte. Hier in der Pampa sagen sich Fuchs und Biber “Gute Nacht”.
Das sind Lengabäume oder auch Südbuchen, die mit grünweißen Gespinsten, einer Parasitenpflanze behängt sind:
Der Goldschürfbagger “Draga Russfin” erinnert an ehemals goldene Zeiten, die auf Feuerland aber relativ kurz waren (1888-1908).
Weiter ging es auf Schotterpisten durch sturmgepeitschstes Land.
Für den Parque Pingüino Rey hatten wir eine Anmeldung. Erst seit 2010 brüten die Königspinguine in der Bucht “Bahia Inutil”. Die Königspinguine sind die zweitgrößte Pinguinart und sie sehen wirklich sehr schön aus.
Die Besucherzahl ist limitiert und auch die Besuchszeit. Aber nach einer stürmischen Stunde freuten wir uns auf einen heißen Tee in unserem Camper.
Blödsinn! 20 Paare wurden vor vielen Jahren aus Nordamerika zur Pelzgewinnung hierher gebracht und haben sich zur Landplage entwickelt. Der Biber hat hier keine natürlichen Feinde. Es gibt, außer an der Küste, kaum Bäume zum Bauen von Dämmen..
Ushuaia in Argentinien ist die südlichste Stadt der Welt. Das chilenische Puerto Williams liegt zwar südlicher, ist aber nur ein Dorf. Ushuaia wird auch Stadt am Ende der Welt (Fin del Mundo) genannt. Tourismus wird hier ganz groß geschrieben.
Man kann mit einer Schmalspurbahn, mit Bussen, mit dem Taxi, mit Kleintransportern oder “auf eigene Faust” in den Nationalpark fahren. Mit entsprechend gefüllten Geldbeutel kann man von hier aus auch mit einem Kreuzfahrtschiff in Richtung Antarktis starten. Wir sind gewandert! Und das bei für Feuerland untypischen Wetter, nämlich Sonnenschein und Windstille. Die mittlere Jahrestemperatur liegt hier bei nur etwa 7°C.
Die Wanderung zum “Glacier Martial” hieß nur so. Wahrscheinleich ist der Gletscher schon vor Jahren abgetaut. Aber von oben hatte man einen sehr schönen Blick auf die Stadt Ushuaia und den Beagle-Kanal.
Links im Bild der Kreuzfahrersteg, rechts die Landebahn von Ushuaia International und im Hintergrund (ca. 1000 km) die Antarktis.
Die mitgebrachten Grödel verliehen uns einen festen Stand auf den beim Aufstieg zu überschreitenden Schneefeldern.
Auf dem Grat fanden wir in unserer Strandmuschel Schutz vor dem dort oben wehenden kalten Wind.
Die Einreise nach Chile verlief ohne Probleme. Die Veterinärkontrolle wurde gründlich durchgeführt, aber wir hatten vorsorglich Fleisch, Wurst, Käse, Eier, Gemüse und Obst vollständig aufgegessen.
Der Nationalpark Pali Aike mit seinen Vulkankegeln war in der sonst flachen Steppenlandschaft schon von Weitem zu sehen.
Wer eine Toilette nachweisen kann, darf im NP auch übernachten. Um vor Sturm etwas geschützt zu sein, stellten wir uns hinter eine Hütte. Von der Seite reichte die Lava bis an unserer WoMo heran.
Bei den hier in Patagonien herrschenden Winden, bekommt man die Autotüren kaum auf oder wieder zu. Man sollte auf jeden Fall beide Hände zum Festhalten benutzen und die Füße ordentlich abstützen.
Vulkankrater, Lavagestein mit Blumen
Und immer wieder begegnen wir Guanakos.
Weil es uns so gut gefiel, beschlossen wir, eine weitere Nacht zu bleiben. Wir hatten aber nicht damit gerechnet, dass ein NP auch einmal Ruhetag hat. So mussten wir etwas übereilt den Park verlassen. Dann ging alles ganz schnell. An der Fähre nach Feuerland stellten wir uns am Ende der Autoschlange an. Nach einer Stunde und einer unspektakulären Fahrt über die Magellanstraße erreichten wir “Tierra del Fuego-Feuerland”.
Im nächsten Ort stellten wir uns vor die Touristeninformation mit vollen Service alles kostenlos: heiße Duschen, Toilette, Strom, Wasser und schnelles Internet.
Nach einem ausgiebigen Frühstück saßen wir heute am Strand und haben die Waltouristen beobachtet. Es war sehr interessant zu sehen, wie man die Touris trockenen Fußes bei Ebbe ins Boot und zu den Walen bringt:
Das sieht sehr interessant aus. OK, überredet. Wir fragten dann bei verschiedenen Anbietern nach dem Preis für die 1,5-stündige Tour: 120 Euro pro Person wollten wir nicht ausgeben. So fuhren wir zu verschiedenen Aussichtspunkten und beobachteten mit dem Fernglas das Geschehen:
Mittagszeit ist Siestazeit, also nicht viel los. Die Wale klatschten ab und an mit der Flosse aufs Wasser, oder zeigten Schwanzflosse:
Ein paar Sprungübungen gab es auch, man will die Touristen ja schließlich “bei Laune” halten: