Archiv des Autors: Steffen

Es rumpelt und scheppert

Die Straßen oder besser gesagt Schotterpisten im Süden von Chile und Argentinien beanspruchen alle Autos, Busse und Lastkraftwagen besonders stark. Kurz vor Ende einer Tagesetappe nahm das Scheppern und Krachen in unserem Gespann noch einmal erheblich zu. Eine Luftfeder verlor permanent Luft. Auch ständiges Nachpumpen half nicht. Wir retteten uns in Schrittgeschwindigkeit gerade so in den nächsten Ort. Ein Autowerkstatt gab es dort nicht. Diese war ca. 200 km entfernt. Nach Rücksprache mit unserer Werkstatt in Deutschland haben wir selbst versucht eine Undichtigkeit vielleicht an einer Verschraubung zu finden. Erst beim zweiten Hinschauen fiel uns auf, dass 2 Halterungen für die Ladefläche gebrochen waren und die Luftleitung komplett abgequetscht hatten.

Ohne Werkstatt hatten wir keine Chance den Schaden zu beheben. Auf dem Campingplatz vereinbarten wir, dass unsere Wohnkabine in einer relativ windgeschützten Ecke ein paar Tage stehen bleiben kann.

Auf der Suche nach einer Werkstatt hat uns Felipe vom Campingplatz geholfen. Am Freitagmorgen machten wir uns nur mit dem Pickup auf den Weg. Für die 220 km haben wir 5 Stunden gebraucht. Die Halterungen wurden geschweißt und die Ladefläche wieder verschraubt. Da wir kein spanisch sprechen und die Jungs von der Werkstatt kein englisch, war es etwas schwierig die Reparatur der Luftleitung zusätzlich zu veranlassen. Das abgequetschte Stück wurde herausgeschnitten und durch eine Kupplung und ein Stück PVC Schlauch ersetzt. Leider hielt die Luft immer noch nicht. Die Suche ging weiter und es wurde ein neues Anschlussstück an der Luftfeder montiert.

Augenscheinlich hielt die Luft. Außerdem war Feierabend und Wochenende und wir verließen die Werkstatt. Nach 1 bis 2 Stunden war die Luft weg und wir beschlossen für 2 Nächte ein Hotelzimmer auf halber Strecke zwischen Werkstatt und Wohnkabine zu nehmen, um dort das Wochenende zu verbringen und zu wandern. Montag früh fuhren wir zurück in die Werkstatt. Leider gab es noch andere Notfälle und wir mussten bis zum späten Nachmittag auf einen weiteren Reparaturversuch warten. Die eigentliche Reparatur dauerte dann 10 Minuten.

Das bei der ersten Reparatur verwendete Teflonband dichtete nicht richtig ab und von einem O-Ring war nichts zu sehen.

PS: Heute sind wir 120 km Schotterpiste mit Waschbrett und ordentlich Löchern gefahren. Die Luft hält.

Die Gauchos fahren hier Motorrad mit einem Sattel und Steigbügel. Sie sind es eben so gewohnt:



Carretera Austral – Route 7 – Ruta siete

Die Carretera Austral ist 1247 km lang und beginnt im Norden in Puerto Montt und endet im Süden in Villa O’Higgins.

Wenn man im Süden beginnt, muss man die Kilometer natürlich andersherum zählen.

Ab morgen wollen wir Richtung Norden fahren. Es liegen also noch 1247 Kilometer vor uns. Die Straße ist eher eine Schotterpiste, teilweise mit erheblichen Steigungen.

Das hält aber Radfahrer aus aller Welt nicht davon ab, sie mit ihren Fahrrädern und viel Gepäck zu befahren.



Flamingos

Ein Parkranger vom Patagonia Park erzählte uns, dass man 15 km die Straße hoch Flamingos beobachten kann. Wir machten uns sofort auf den Weg und wirklich es waren etwa 40 Vögel da. Der See bot ihnen optimale Bedingungen, da er sehr flach war und sie so gut “gründeln” konnten. Sie kratzen mit beiden Füßen im Seeboden herum und fressen, was sie finden können. Leider kann man sie sehr schlecht fotografieren, das sie sehr scheu sind und somit immer weit entfernt und sie haben 98 % der Zeit ihren Kopf unter Wasser.

Im Gegensatz zur Nordhalbkugel verbringen die Zugvögel auf der Südhalbkugel den Winter im Norden und fliegen im Frühjahr in den Süden!



Sanitarios

Die Ausstattung der Nationalparks in Argentinien mit Sanitäreinrichtungen ist sehr unterschiedlich. Meistens findet man ein oder mehrere klassische(s) Plumpsklo(‘s) vor. In den Besucherzentren sind WCs installiert. Aber hier gibt es etwas ganz Neues:

Es handelt sich um eine Trenntoilette mit 2 Behältern. Ein einschneidender Nachteil für Erstbenutzer ist, dass man rechtzeitig mit Brille und Übersetzer losgehen muss, damit man nichts falsch macht (nichts daneben geht).

Toilettenpapier muss man bei allen Toilettenformen fast immer selbst mitbringen.



Der frühe Vogel kann mich mal…

Nach unserer weihnachtlichen Schiffstour wollten wir noch einmal in den Nationalpark Torres del Paine zurückkehren, um zum Aussichtspunkt “Base Torres” zu wandern. Laut Wetterbericht war heute der beste Tag dafür. Um vor den Tourbussen, welche aus Puerto Arenas hunderte wanderwütige Touris aus aller Welt heranfahren am Startpunkt zu sein, standen wir schon um 6 Uhr auf und fuhren ohne Frühstück los zum „Centro de Bienvenida“ dem Ausgangspunkt der Wanderung. Der erste Blick auf die Torres am Morgen sah verheißungsvoll aus.

Statistisch gesehen gibt es in Patagonien auf einer Fläche von 100 mal 100 Kilometern einen Puma. Es gehört also großes Glück dazu, einmal im Leben einen Puma zu sehen. Nach nur 5 Kilometer Fahrt vom Ausgangspunkt am Lago Azul haben wir unverhofft „unseren“ Puma direkt an der Straße entdeckt. Wir hatten weder ein Handy noch eine Kamera bei der Hand und mussten erst einmal danach suchen.

Pumas haben hier keine natürlichen Feinde und uns sah das Muttertier mit ihren beiden Sprösslingen wohl auch nicht als Gefahr an und so konnten wir ein paar Beweisfotos machen, bevor sie wieder verschwunden war. Was für ein unglaubliches Glück!

Der Aufstieg verlief ohne Probleme und am Aussichtspunkt angekommen, genossen wir die Postkartenaussicht auf die 3 Türme (Torre Norte, Torre Central und Torre Sur).

Beim Abstieg gerieten wir in einen Stau.

Nach 21 Kilometern in knapp 11 Stunden zogen wir glücklich und zufrieden unsere Wanderschuhe aus.



Wandern im Nationalpark Torres del Paine

“O” oder “W” ist hier die Frage. Man kann den gesamten Gebirgsstock in 8 bis 10 Tagen umwandern.

Von oben betrachtet sieht der Weg wie ein “O” aus. Die allermeisten Wanderfreunde wählen aber das “W”, eine 4 bis 5 Tage lange Wanderung. Schlafen kann man im Hotelzimmer, im Lager zusammen mit anderen Wanderfreunden, im mitgebrachten Zelt, im am jeweiligen Ort bereits aufgebauten Zelt oder im Komfortzelt mit Vollausstattung.

Buchen kann man das Ganze bei verschiedenen Touranbietern mit oder ohne Transfer und Wanderführer. Nur die Zeltplatzreservierung allein kostet pro Nacht ca. 60 US-Dollar, eine Flasche Bier 9 USD! Wir haben uns für den selbst erschaffenen “L”-Weg (ein Stück vom “W”) entschieden. Wir starteten mit dem ersten Katamaran 8:30 Uhr (für uns sehr zeitig) über den Lago Pehoe zum Paine Grande.

Von dort aus liefen wir 10 km zum “Mirador Frances”.

Der Ausblick von dort war wirklich überwältigend. In einer Richtung riesige Gletscher:

und in der anderen Richtung die sehr beeindruckenden, bis 2600 m hohen Granitfelsen der Torres, welche uns sehr an die Dolomiten erinnerten.

In 3 Tagen ist Sommeranfang. Für unsere Wanderung haben wir den heißesten Tag des Frühjahrs erwischt. Im Rucksack hatten wir auf Grund der Erfahrungen mit dem ständigen Wechsel zwischen heiß (die Sonne scheint) und kalt (es weht ein strenger patagonischer Wind) Jacken und Pullis verstaut. Während der Wanderung haben wir aber nur Kleidung abgelegt und nicht angezogen.

Der Ausblick nach 20 km auf und ab:

Den ersten “Eishügel” des südpatagonischen Eisfeldes haben wir auch entdeckt:



Montar a caballo – reiten

Wir haben unsere Reitfertigkeiten mit einem 3-stündigen Geländeausritt auf der “Estancia Pingo Salvaje” mindestens verzehnfacht.

Auf dem Fragebogen sollte man ankreuzen, über welche Vorkenntnisse man verfügt. Ganz links war ein Feld für “guter Reiter”, ganz rechts stand “basic”. Wir haben unser Kreuz weit rechts von “basic” gemacht.

Begleitet wurden wir von einem Gaucho (spanische Erklärungen), dessen Pferd unheimlich viele Mätzchen machte:

und von Alexandra mit Erklärungen in gut verständlichem Englisch:

Erstens Losreiten: “kick and kiss” mit den Haken an den Bauch des Pferdes klopfen und mit dem Mund Kussgeräusche machen.

Zweitens Anhalten: die Zügel anziehen

Drittens Steuern: die Zügel nach links oder rechts ziehen.

Nebenregeln: Wenn das Pferd pullern muss, aus dem Sattel aufstehen, um die Nieren zu entlasten. Will es Pferdeäpfel verstreuen, wird weitergeritten. Keinesfalls darf es während des Ausritts Gras fressen, sonst läuft es überhaupt nicht mehr weiter.

“Alles klar, ganz einfach!” Geritten wurde im Westernstil. Das bedeutet, dass beide Zügel in einer Hand gehalten werden. Die zweite Hand hatte man somit frei zum Beispiel für Selfies mit dem Handy usw. Von den heiklen Szenen wie Steilhang hinunter zum Fluss, durch den Fluss, durch dicken Schlamm und steil aufwärts reiten, gibt es solche Fotos nicht, ich hatte vergessen einen Film einzulegen.

PS: Eine Makrele -> “caballa” (siehe Überschrift) können wir, trotz “Lehrstunde” immer noch nicht reiten.



Déjà vu – Prepaid SIM-Karten

In Uruguay und Argentinien kann man SIM-Karten für Touristen mit 40 GB oder 60 GB Datenvolumen ganz problemlos und sehr preiswert kaufen. In Brasilien braucht man zwingend eine Sozialversicherungsnummer, welche man als Tourist natürlich nicht hat. In Chile kann man SIM-Karten am Kiosk oder im Supermarkt uneingeschränkt kaufen. Aber: Man muss sein Handy unter Vorlage verschiedener Dokumente innerhalb von 30 Tagen online, in spanischer Sprache registrieren…

Im Mobilfunkgeschäft von ENTEL in Puerto Natales ist alles digital. Man muss sich als erstes mittels QR-Code registrieren (in spanisch). Leider waren aber die SIM-Karten vergriffen. Toll!